A very MacDougal Christmas

(Clan MacDougal Special)


»Nolan spielt Fußball«, erklärt mir Tony. »Entsprechend ist er fit und athletisch. Aber das war ja auch auf den Fotos gut zu erkennen, die ich dir gezeigt habe.«

»Stimmt«, bestätige ich. »Moment – welche Fotos von mir hast du ihm gezeigt? Bitte nicht die, auf denen ich zu Hause auf der Couch sitze! Da sehe ich unmöglich aus!«

»Keine Sorge«, beschwichtigt Tony. »Ich habe ihm nur die besten Fotos von deinem Grindr-Profil geschickt.«

»Aber doch nicht die halb nackten, oder? Er wird mich für eine Schlampe halten! Das kam auf Grindr gut, aber doch nicht, wenn man eine feste Beziehung sucht!«

»Du traust mir echt nicht zu, dass ich mitdenke, oder?« Kopfschüttelnd sieht mich Tony an. »Natürlich nur die angezogenen Bilder.«

»Na gut, na gut.« So richtig überzeugt bin ich trotzdem nicht. Ryan hat nicht ganz unrecht – Verkuppeln hat so seine Tücken. »Und wie ist sein Charakter?«

»Er ist gern unterwegs auf Reisen, ist beliebt, hat viele Freunde – und er kann kochen.«

»Oh, das ist sehr gut. Ich liebe Männer, die kochen können. Ich lasse mich gern kulinarisch verwöhnen. Ist er gesprächig?«

»Durchaus.«

»Gut. Ich hasse Männer, die mich die ganze Zeit anschweigen. Hach, wenn er doch nur schon da wäre!«

»Er kommt sicher bald. Es ist kurz nach halb fünf, auf fünf haben wir ihn eingeladen.«

Genau in diesem Moment klingelt es und ich springe sofort hektisch auf. Ist das etwa schon Nolan? Ich fahre mir mit den Fingern über mein raspelkurzes, ganz akkurat geschnittenes Haar, als ob es sich auch nur einen Millimeter von der Stelle bewegen würde, und rücke meine Klamotten zurecht. Übe mein bestes Lächeln.

»Das wird das Catering sein«, murmelt Torquil und geht zur Tür.

Meine Aufregung verpufft sofort und ich lasse die Schultern hängen. Ja, Essen ist auch was Tolles, und wenn die MacDougals einladen, gibt es davon immer reichlich. Aber ich will endlich Nolan kennenlernen!

Ich höre Gespräche aus dem Flur und ein bisschen Ächzen; einen Moment später betritt Torquil mit einer großen Warmhaltebox das Zimmer, gefolgt von einem Kerl, der eine zweite trägt.

O nein. O Gott. O. Mein. Gott. Das kann nicht wahr sein.

Eilig gehe ich hinter dem Sofa in Deckung. Wollen die mich gerade verarschen? Oder hab ich mir das nur eingebildet? Es kann doch unmöglich sein, dass ... Ich luge noch einmal kurz hinter der Sofalehne hervor.

O nein. O mein Gott. Er ist es. Scheiße, wie peinlich. Er darf mich bloß nicht entdecken. Auf überhaupt gar keinen Fall. Hilfe!

»Können noch ein, zwei Leute mit anpacken?«, bittet Torquil. »Es sind noch mehrere Boxen ins Haus zu holen.«

Also ich auf jeden Fall schon mal nicht!

Ryan wirft mir einen sehr seltsamen Blick zu, als er am Sofa vorbeigeht, sagt aber nichts. Zusammen mit Keir und Dirk geht er hinaus, um den beiden mit dem Essen zu helfen.

»Was zur Hölle treibst du da hinter dem Sofa?«, fragt mich Tony, sobald die anderen den Raum verlassen haben.

»Pssst!« Ich halte mir einen Finger vor den Mund. »Ich will nicht gesehen werden!«

»Aber warum denn nicht?«

»Erkläre ich dir nachher.« Himmel, das wird peinlich. Superpeinlich.

Kopfschüttelnd wendet sich Tony von mir ab und marschiert in Richtung Küche. Ich kauere weiter in meinem Versteck, bis die anderen zurückgekehrt sind und die restlichen Essensboxen gebracht haben.

»Danke, Roy«, höre ich Torquil sagen. »Das hier ist dein Trinkgeld. Frohe Weihnachten.«

»Oh, wow«, erwidert Roy. »Vielen Dank. Euch auch ein frohes Fest.«

Ich lausche, bis ich sicher bin, dass er den Raum verlassen hat, und stehe dann ganz langsam aus meinem Versteck auf, als wäre nichts gewesen. Ich kann mich nur mit Mühe davon abhalten, mich zu bekreuzigen und laut aufzuatmen. Wenn wir uns begegnet wären – die Peinlichkeit kann ich gar nicht in Worte fassen.

Zum Glück sind die anderen erst einmal zu sehr mit den Essensboxen beschäftigt, um mich nochmals zu fragen, warum ich mich versteckt habe. Vielleicht muss ich diese beschämende Frage gar nicht beantworten, weil sie sie über all die Leckereien schon wieder vergessen haben. Hoffentlich.

Es klingelt erneut.

»Das müsste Nolan sein«, erklärt Tony mit einem breiten Grinsen und huscht in Richtung Tür.

Erneut richte ich meine Kleidung, straffe meine Haltung und warte aufgeregt neben dem Kamin auf meinen hoffentlich zukünftigen Freund, Verlobten, Ehemann. Nolan. Ich lasse den Namen auf meiner Zunge zergehen. Den kann man wirklich gut stöhnen.

Tony geht, um die Tür zu öffnen und kehrt kurz darauf wieder zurück. »Kann einer von euch Roy helfen? Sein Auto scheint einen Platten zu haben und er hat keinen Ersatzreifen und kein Reparaturset.«

Es ist zu spät, um wieder hinters Sofa zu springen. Roy tritt neben Tony in den Türrahmen und sein Blick trifft mich. Seine Augen weiten sich vor Entsetzen und er weicht sofort einen Schritt zurück.

»Ich habe ein Reparaturset im Auto«, erwidert Torquil, »aber draußen geht es ja gerade richtig heftig zu. Da sieht man ja gar nicht, was man tut. In ein, zwei Stunden soll es laut Wetterbericht nachlassen. Roy, wie wäre es, wenn du dich derweil zu uns gesellst und mit uns gemeinsam isst? Wenn der Schneesturm nachgelassen hat, reparieren wir deinen Reifen oder jemand fährt dich nach Hause.«

»Ich, äh ...«

»Auf keinen Fall!«, entfährt es mir. Alle drehen sich zu mir um. Scheiße!

»Und warum nicht?«, fragt Torquil mit einem Stirnrunzeln.

»Weil ... es ...«

»Schon gut, ich kann auch gar nicht bleiben.« Entschuldigend hebt Roy die Hände. »Mein, äh ... Bruder wartet auf mich. Wenn du mir einfach das Reparaturset geben kannst, Torquil, ich krieg das schon alleine hin.«

»Blödsinn.« Torquil winkt ab und wendet sich wieder mir zu. Gott, kann dieser Mann streng schauen, da wird einem ja richtig mulmig. »Was soll das, Ajamu?«

Tony schließt sich ihm an: »Aye, Aja, was soll das? Vorhin hast du dich hinter dem Sofa versteckt und jetzt führst du dich so komisch auf.«

»Ich würde dann gern gehen«, bemerkt Roy kleinlaut.

Tony runzelt die Stirn und sieht seinem großen, dunklen Cousin Torquil trotz seiner hellen Haare in dem Moment sehr ähnlich. »Sag mal, kennt ihr euch?«

Ich gebe auf und lasse seufzend die Schultern hängen. »Ja, wir kennen uns.«

»Und woher?«

 

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