Damaged


Cody schluckte hörbar. »Hast du’s schon mal ausprobiert? Also live mit einem Partner?«

»Nein«, gab Landon entschieden zur Antwort. »Das würde ich mir nie anmaßen.«

»Anmaßen?« Cody klang belustigt. »Wieso denn anmaßen?«

»Weil es ziemlich anmaßend wäre, so etwas von einem Partner zu verlangen.«

»Landon«. Cody gluckste und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Du bist manchmal wirklich ein total biederer Christ. Du verlangst doch nicht, dass dein Partner deine Exkremente frisst, sondern nur, dass er dir so weit vertraut, dir die Kontrolle zu übergeben. Das ist nicht anmaßend. Zumal ich ganz genau weiß, dass du ein Nein respektieren würdest.«

»Natürlich würde ich das.«

»Siehst du?« Cody räusperte sich und senkte seine Stimme. »Würdest ... du es wirklich nicht gern mal ausprobieren wollen?«

»Doch, wohl schon, mit dem passenden Partner ...« Plötzlich ahnte Landon, worauf Cody hinauswollte. »Cody, was wird das hier?«

»Es ist nur ein Angebot.«

»Ein Angebot wofür?«, fragte Landon entrüstet.

»Du hilfst mir so viel, du bezahlst alles ...«

»Weil ich es will. Wenn du mir irgendwas zurückzahlen willst, dann kannst du das machen, wenn du einen Job hast!«

»Und das werde ich. Das, was ich dir gerade anbiete ... das versteht sich als Zusatz.«

»Unter gar keinen Umständen werde ich mit dir ins Bett gehen!«, versetzte Landon verärgert und stand auf. Sein Herz pochte und er hasste es, dass sein Hirn schon gewisse Szenen durchspielte, die auf keinen Fall stattfinden durften.

»Entschuldige. Ich wusste nicht, dass ich so abstoßend bin.«

»Abstoßend? Es geht doch nicht darum ...« Landon stöhnte auf und strich sich über das Gesicht. »Es geht um unser Verhältnis zueinander. Da verbietet sich so was einfach!«

»Unser Verhältnis zueinander?« Cody legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Ist dir entgangen, dass ich schon ein halbes Jahrzehnt nicht mehr dein Schüler bin? Ich bin ein erwachsener Mann, daran wäre nichts Illegales.«

»Aber du bist jetzt auf eine andere Art mein Schützling«, gab Landon zu bedenken. Keinesfalls durfte sein Widerstand schmelzen.

»Aber du bist nicht mein Arzt oder Therapeut, wir haben keinen Vertrag miteinander oder sonst was. Wäre geil, wenn du das endlich mal kapierst, jetzt mal unabhängig davon, ob du Sex willst oder nicht. Ich nehme deine Hilfe an, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen können. Wenn wir Kumpels sind, Freunde, wo der eine halt gerade den anderen unterstützt. Aber wenn du weiter diese Lehrer-Schüler-Therapeutennummer durchziehen willst, bin ich weg. Es geht mir nämlich echt auf die Nerven. Ich bin nicht dein Mündel oder so was.«

»Es tut mir leid.« Langsam ließ sich Landon wieder auf der Couch nieder. »Ich wollte doch nicht, dass du dich herabgesetzt fühlst. Aber ich habe dich hierhergebracht, ich habe diese Sache eingerührt, also fühle ich mich auch dafür verantwortlich, dass nichts schiefgeht.«

»Ich will das aber nicht. Du kannst nichts erzwingen. Am Ende muss ich es selbst schaffen. Und wenn ich dir anbiete, dass du mich edgen darfst, dann meine ich das so. Ich bin volljährig und geistig zurechnungsfähig. Ich stehe gerade nicht mal mehr unter Drogen!«

»Dann danke für dein Angebot.« Landon holte tief Luft, spielte etliche Szenen in seinen Gedanken durch. »Aber ich kann das nicht.«

Cody nickte. »Ist doch okay. Es war nur ein Angebot und das hier hätte mir als Antwort schon gereicht. Nicht diese Pädagogenscheiße, sorry. Falls du’s dir anders überlegst, sag Bescheid.«

Landon nickte langsam. »Ich denke, ich gehe jetzt ins Bett. Ich bin müde.«

»Es ist erst halb neun.«

»Ja, aber es waren anstrengende Tage.«

»Du willst allein sein, ich verstehe.« Cody lächelte. »Schlaf gut.«

Landon sah ihn an. Sah in die großen, dunklen Augen, betrachtete das goldbraun schimmernde, mittlerweile etwas zu lang gewachsene Haar und die jugendlichen und doch maskulinen Züge. Natürlich wollte er mit ihm schlafen. Ihn ficken, bis er um Gnade bettelte und ihm diese Gnade dann verweigern oder eben nicht. Wollte ihn zitternd unter sich liegend haben, den Schwanz tropfend und nach Erlösung zuckend. Nach all dem sehnte er sich mit jeder Faser seines Seins, seit er die Pornos gesehen hatte. Aber sein Verstand, sein Gewissen und seine Moral verbaten es ihm. Doch sie bröckelten. Sie bröckelten mit jedem Mal, das sich diese samtigen Lippen öffneten und ihm unmögliche Angebote unterbreiteten.

 

Ich muss stark bleiben. Sonst kann das doch alles nicht gut gehen. Oder?

  

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