Sirrend zerschnitten die Sensen die Morgenluft, bevor sie die Halme des reifen Roggens durchtrennten. Das Getreide fiel raschelnd zu Boden. Es war Spätsommer und die Kühle des heranbrechenden Tages ließ die ersten Boten des nahenden Herbstes erahnen. Den beiden Schnittern war es nur recht, denn ihre Arbeit brachte sie genug ins Schwitzen.
»Lass uns eine kurze Pause einlegen, Rion«, bat der Ältere von beiden schnaufend und lehnte sich auf den Stiel seines Werkzeugs.
Rion zuckte mit den Achseln, ließ seine Sense achtlos fallen und legte sich auf die abgehauenen Ähren.
Kopfschüttelnd sah sein Kumpan auf ihn hinunter. »Du zerquetschst den guten Roggen mit deinem faulen Hintern.«
»Faul, Howel?« Rion blinzelte seinen Freund aus einem Auge an. »Wer wollte denn Pause machen?« Versonnen blickte er in den blauen Himmel und kaute auf einem Strohhalm.
Howel erwiderte nichts, sondern ließ sich, den Kopf auf den Sensenstiel gestützt, die Morgensonne ins Gesicht scheinen. Sein Blick glitt in Richtung Fluss, in dessen plätschernden Gewässern sich tanzend das Licht spiegelte und hinunter zu der herrlichen, vieltürmigen Festung floss, die man Staerdale nannte. Aus dem Fluss erhob sich eine kleine Insel mit einem gedrungenen, grauen Turm.
Skelside.
Zu Skelside gehörten auch die Felder, auf denen sie das Getreide schnitten.
»Und? Der junge Lord am Fenster?«, vernahm Howel Rions Stimme aus dem Roggen.
Er zog eine Braue in die Höhe. »Wo denkst du hin? Ich glaube nicht, dass das meinen Lebtag noch passieren wird.«
Der Jüngere schnalzte mit der Zunge. »Aber wieso? Wieso kommt er nie aus dem Turm, warum kommt er nie an eines der Fenster?«
Unbehaglich zog Howel die Schultern hoch. »Ich weiß es nicht. Es gibt viel Gerede darum, aber was davon wahr ist, wenn überhaupt, das weiß ich wirklich nicht. Manche sagen, er sei krank. Auch von Zauberei und Flüchen ist die Rede.«